Vier Wochen im fremden Deutschland

Der PAD – Pädagogischer Austauschdienst

Mit dem Beginn des PAD-Programms am 15.08.2019 starteten vier unvergessliche Wochen für die Zwölf Gastschüler.

Aber was ist dieses PAD-Programm eigentlich? PAD steht für den pädagogischen Austauschdienst, der für Lehrer- und Schüleraustausche rund um die Welt zuständig, und eine Unterordnung der Kultusministerkonferenz ist. Durch das IPP - das internationale Preisträger Programm - werden jährlich 450 Schüler aus insgesamt 90 Staaten nach Deutschland eingeladen, weil sie sich in ihren Heimatländern durch besonders gute Deutschkenntnisse qualifiziert haben. Hier besuchen sie dann Bonn, Berlin und München oder Hamburg. Der Höhepunkt der Reise ist der 14-tägige Aufenthalt in einer deutschen Gastfamilie mit dem Besuch der Schule des Gastkindes. Auch das Fridericianum nimmt jedes Jahr eine Gruppe von Preisträgern und Preisträgerinnen auf.

Vom 20. August bis zum 3. September diesen Jahres waren zwölf Schüler aus Griechenland, Bulgarien, Montenegro, der Tschechischen Republik und Nigeria bei uns in Schwerin zu Besuch. Gemeinsam bildeten sie eine Reisegruppe, die auch die anderen Städte stets gemeinsam erkundete. Während des gesamten Aufenthaltes in Deutschland begleitete sie ein sogenannter Begegnungsschüler unserer Schule, der den Preisträgern und Preisträgerinnen als Ansprechpartner zur Seite stand.

An unserer Schule ist Herr Roettig für die Organisation des Programms in und um Schwerin zuständig. Zu seinen Aufgaben gehört auch die Suche nach Gastfamilien, die sich von Jahr zu Jahr schwieriger gestaltet. „Dabei ist die Aufnahme eines Gastkindes stets eine große Bereicherung für Schüler und Schule“, erklärt Herr Roettig. „Die Gastkinder werden schnell zu einem Familienmitglied, sodass die Trennung nach 2 Wochen oft allen schwer fällt.“ Denn in dieser Zeit begleiten sie ihren deutschen Gastschüler fast überall hin: Der Unterricht wird gemeinsam besucht, Ausflüge nach der Schule oder an den Wochenenden werden unternommen und auch die Abende werden zusammen in der Familie verbracht.

Das kann doch gar nicht klappen! könnte man jetzt meinen. Doch trotz der unterschiedlichen Kulturen und Sprachen harmonieren Gastkind und Gastfamilie eigentlich immer, denn die Preisträger und Preisträgerinnen sind in der Regel sehr diszipliniert und anpassungsbereit.

Die Kosten werden vollständig aus Mitteln des Auswärtigen Amtes gedeckt. Auch unterwegs erhalten die Preisträger und Preisträgerinnen für die Aufenthalte in Bonn, Berlin und München ein Taschengeld. In Schwerin ist dann die Gastfamilie für die Versorgung des Gastkindes zuständig, wird jedoch von dem Programm finanziell unterstützt.

Welche Ziele verfolgt dieses Programm? Der Zweck des IPP ist die Vermittlung eines demokratischen und weltoffenen Deutschlandes. Fragt man die Schüler, äußern viele den Wunsch, einmal in Deutschland zu studieren und zu arbeiten. Auch die deutschen Schüler und Schülerinnen können davon profitieren, denn das Kennenlernen der unterschiedlichen Kulturen ist sehr interessant. Es werden häufig auch Freundschaften geschlossen, die ein Leben lang halten können.

In diesem Jahr habe auch ich an dem PAD-Programm teilgenommen. Zuerst war ich mir nicht sicher, ob die Aufnahme eines fremden Kindes eine gute Idee sei, dann aber entschloss ich mich, es zu wagen. Meine Gastschülerin, Anna, kam aus Griechenland. Schon vor den Sommerferien habe ich Kontakt zu ihr aufgenommen, indem ich eine E-Mail schrieb, in der ich mich und meine Familie vorstellte. Nur wenige Tage später kam die Antwort. Daraufhin tauschten wir unsere Telefonnummern aus und konnten uns so auch während der Sommerferien regelmäßig schreiben. Als es dann endlich soweit war und wir Anna vom Bahnhof abholten, war die Begegnung ziemlich seltsam. Denn die Gastschüler standen, alle äußerst schüchtern, auf der einen Seite des Bahnsteiges und wir Gastfamilien, ebenfalls sehr zurückhaltend auf der anderen Seite. Nachdem wir dann endlich auf unsere Gäste zugingen, verstanden wir uns auf Anhieb. Den gesamten restlichen Abend haben wir zusammen Spiele gespielt und geredet. Das hat auch problemlos funktioniert, weil sie hervorragend Deutsch sprach. Aber auch wenn sie die Sprache schlecht verstanden hätte, wären wir klargekommen. Einen Abend später, Anna taute immer mehr auf, fragte sie uns, ob wir nicht einen traditionellen Tanz mit ihr tanzen wollten. Natürlich bejahten wir diese Frage, was zur Folge hatte, dass wir ab dem Moment fast jeden Tag zusammen getanzt haben. Vormittags, während ich im Unterricht saß, haben wir uns fast gar nicht gesehen. Denn die PAD-Schüler hatten eigenen Deutschunterricht und auch ein umfangreiches Programm. Sie machten eine Stadtrundfahrt, besuchten das Schloss, den NDR, hatten eine Exkursion nach Rostock und sprachen sogar mit dem Oberbürgermeister. So blieben uns beiden nur die Nachmittage, die wir oft gemeinsam mit den anderen Schülern und Gastschülern verbrachten. Besonders schön war das Tretbootfahren auf dem Ziegelsee, auch das Drachenbootfahren hat der gesamten Truppe viel Spaß gemacht.

Unvergesslich fand ich ebenfalls die Abschlussfeier, auf der alle Gastfamilien und Gastkinder zusammengekommen sind. Die Preisträger und Preisträgerinnen hatten im Vorfeld die Aufgabe erhalten, sich auf die Vorstellung der Heimatländer vorzubereiten und mit ihren Gastfamilien ein traditionelles Gericht zu kochen. Die vielen verschiedenen Speisen waren sehr interessant. Als dann schließlich der Tag des Abschieds gekommen war, wurde es emotional. Fast alle weinten, weil diese zwei Wochen wirklich unglaublich gewesen sind. Im Gegensatz zur Ankunft der PAD-Schüler konnte man nun auch keine zwei Gruppen mehr erkennen, denn wir standen alle gemeinsam da. Und wir alle hofften und hoffen noch immer, dass es kein Abschied für immer war und wir uns irgendwann einmal wiedersehen.

Wer jetzt Lust bekommt nächstes Jahr selbst einen Preisträger oder eine Preisträgerin für 14 Tage aufzunehmen, der sollte sich im Frühling bereithalten. Denn zu dieser Zeit kommt Herr Roettig meist in die Klassen, um Gastfamilien zu suchen.

Projektkurs Schulreporter (Kl. 11)