Spanische Familientradition - Lucia und Ana am Fridericianum

Bereits 2020 erhielt unsere Schule Besuch von Lucia, einer spanischen Austauschschülerin. Zusammen mit ihrer Gastmutter interviewten wir sie kurz vor ihrer Abreise. Neben vielen interessanten Einblicken wurde auch deutlich, wie gut es sowohl Lucia als auch der Gastfamilie gefallen hat, am Austauschprojekt teilzunehmen. Das ganze Interview mit Lucia findet ihr am Ende dieses Artikels.

Schon damals wurde geplant, auch ihre Schwestern nach Deutschland zu lotsen. Und tatsächlich, ein Jahr später wurde diese Idee umgesetzt und wir konnten Ana in diesem Herbst als Gastschülerin in der Klasse 9a willkommen heißen. Am Ende ihres dreimonatigen Aufenthalts hat sie uns mit einem selbstverfassten, deutschen Text beeindruckt, in dem sie ihre Erlebnisse zusammenfasst. 

 

Meine Erfahrung in Deutschland war sehr gut und ich würde es nochmal wiederholen.

Am Anfang, habe ich gedacht, dass meine Zeit in Deutschland schlecht sein wird, weil ich nur ein bisschen Deutsch konnte.

Die ersten zwei Wochen war meine Schwester da und sie hat mir mit der Sprache geholfen.

Mein Deutsch war in den ersten Wochen echt schlimm, aber jetzt, denke ich, es hat sich sehr verbessert. Nicht nur Deutsch, habe ich auch gelernt, weit weg von zu Hause zu leben und habe Probleme alleine gelöst.

In September, fühlte ich mich alleine. In der Schule sind die Leute nicht so freundlich wie in Spanien, und wenn sie jemanden von anderen Ländern treffen, ist es schwer zu verbinden.

Jeden Tag bin ich mit den Mädchen von meiner Klasse gegangen, aber da ich nicht so gut Deutsch konnte, fühlte ich mich nicht zu Hause. Eines Tages haben sie mehr mit mir geredet und von diesem Tag finde ich alles perfekt. Während meines Aufenthaltes hier habe ich in der ganzen Schule wundervolle Menschen kennenlernen dürfen, die ich nicht vergessen werde. Im Unterricht habe ich nicht so viel verstanden, aber die Lehrer und Schüler haben alles getan, um mich zu integrieren und wenn ich etwas nicht verstanden habe, haben sie es mir erklärt.

Schwerin wirkte im Vergleich zu Madrid wie eine sehr ruhige Stadt. Es sind nicht so viele Autos und so viele Menschen auf der Strasse. Ich liebe das Schloss und die Umgebung.

Meine Gastfamilie hat mich wie ein eigenes Kind behandelt, und ich werde ihnen immer für diese Gelegenheit danken, die sie mir gegeben haben. Ich hoffe nächstes Jahr kann ich wiederkommen und dieses schöne Erlebnis wiederholen.

 

Wir freuen uns schon auf ein Wiedersehen mit Lucia und Ana und vielleicht haben die beiden ja noch eine Schwester…?

Schulreporter: Arthur und Florian

 

Interview Lucia

 

Kannst du mir erstmal erzählen, wer du bist und woher du kommst?

Mein Name ist Lucia, ich bin 15 Jahre alt und komme aus Madrid in Spanien.

 

Wie bist du auf die Idee gekommen, ein Auslandsjahr zu machen?

Das war schon immer mein Traum. Ich wollte immer in andere Länder kommen und in einer Gastfamilie als Gastschülerin neue Sprachen lernen. Ich bin auch schon nach Irland gefahren, aber nicht zu einer Gastfamilie sondern mit meinen Großeltern. Ich kannte also schon Englisch und dachte mir also: ok, jetzt Deutsch! Das hatte ich schon seit mehr als zwei Jahren in der Schule gelernt.

 

Und wie lange bist du jetzt schon hier? Ist dir Corona bei deiner Planung in die Quere gekommen?

Ich bin seit drei Monaten hier und so war das auch schon lange geplant. Durch Corona hatte ich keine sonderlichen Probleme. Ich musste vorher nur einen Corona Test machen. Die Schulleiterin hier war sehr nett und hat gesagt: klar, du bist willkommen!

 

Bevor du hierhergekommen bist, wie waren deine Erwartungen von Deutschland und den Menschen hier?

Ich war etwas nervös, weil ich gehört hatte, dass Deutsche nicht so offen wie die Spanier sein sollen. Aber als mich meine Gastfamilie abgeholt hat, konnte ich direkt sehen, dass die Deutschen sehr sehr nett und freundlich sind.

 

Wie bist du mit der Sprache zurechtgekommen? Konntest du da eine Veränderung beobachten?

Zuerst, im September, konnte ich fast gar nichts verstehen, besonders im Unterricht. Jetzt verstehe ich das Allermeiste und kann sogar gut sprechen. Ich habe wirklich gut Deutsch gelernt. Und nicht nur Deutsch, auch andere wichtige Sachen.

 

Wenn du meinst, dass vieles hier gelernt hast, hast du auch einen Unterschied zum spanischen Schulsystem feststellen können?

Ja! Ich liebe das Schulsystem hier. Zum Beispiel sprechen die Lehrer hier in Englisch oder Französisch nur genau die Sprache, das finde ich total super. In Spanien ist alles auf Spanisch. Außerdem macht man hier mehr Gruppenarbeiten, der Unterricht ist sehr praktisch und man wird viel öfter nach seiner eigenen Meinung gefragt.

 

Hast du ein deutsches Lieblingswort?

Ich mag das Wort „Eichhörnchen“. Das fiel mir zuerst sehr schwer aber jetzt kann ich es gut aussprechen.

 

Hast du typisch deutsches Lieblingsgericht?

Ja, Schnitzel! Das hatte ich bis jetzt nur hier.

 

Und Lieblingsorte? Bist du etwas rumgekommen?

Ja, ich konnte Lübeck, Rostock und Wismar kennenlernen. Schwerin finde ich sehr schön. Das Schloss, den See,… ich mag Deutschland!

 

Gibt es etwas, was du aus Spanien vermisst?

Nein, nicht wirklich viel. Vielleicht etwas die Wärme. Aber es ist ok, das Wetter hier ist nicht wirklich schlecht.

  

Was wirst du, wenn du wieder zu Hause bist, wohl am meisten vermissen?

Meine Gastschwester!

 

Wenn du dir aussuchen könntest, in welche Länder du noch reisen könntest, bzw. ein Auslandsaufenthalt haben könntest, was würde dich da interessieren?

Ich würde sehr gerne mal nach Australien.

 

Gibt es etwas, was du auch mit nach Hause nehmen wirst?

Vielleicht die Pünktlichkeit der Deutschen. Das ist in Spanien nicht so. Ich mag auch, dass die Abende hier früher beginnen.

 

Was war dein schönstes Erlebnis?

Alles! Aber besonders schön waren die Herbstferien, da waren wir Wandern im Harz. Wir waren hier sehr oft wandern, das kenn ich aus Spanien nicht so.

 

Noch was zu sagen?

Ich möchte sagen, dass meine Klassenkameraden wirklich sehr nett zu mir waren. Sie haben mir immer geholfen, wie auch die Lehrer und Lehrerinnen.

Mit Gastmutter

 

Wie sind Sie auf die Idee gekommen, ein Gastkind zu sich einzuladen?

Wir hatten Platz bei uns und haben uns dann überlegt, mal jemanden bei uns aufzunehmen. Dann haben wir zu mehreren Organisationen Kontakt aufgenommen und uns als Gastfamilie angeboten. Hier hatten wir auch ziemlich genaue Vorstellungen, wen wir gerne bei uns hätten und sind dann auf Lucia gestoßen.

 

Mit welchen Vorstellungen und eigenen Wünschen sind Sie in dieses Vorhaben gegangen?

Ganz viel Urlaub in Spanien die nächsten Jahre! Ganz viele Picos (?), für immer! (lacht) Da gibt es nämlich so spanisches Gebäck und das hatte Lucia mitgebracht. Da haben wir schon abgemacht, dass sie das auf jeden Fall zu uns liefern muss, ihre Eltern haben uns auch schon ein Paket davon geschickt. Das ist natürlich ein netter Nebeneffekt.

Ansonsten haben wir uns gedacht: mal was Neues ausprobieren, neue Erfahrungen sammeln, eine neue Kultur kennenlernen und Freundschaften fürs Leben finden. Und etwas über Spanien lernen, zum Beispiel, dass die Spanier „Chupa Chups“ und den Wischmop erfunden haben. Man lernt so vieles dazu, was man vorher nicht kannte. Es ist schon sehr interessant.

 

Das war also Ihre erste Erfahrung in diese Richtung?

Ja, genau.

 

Und sicher nicht Ihre letzte?

Naja, Lucia hat noch kleine Schwestern, die haben wir uns auch schon „eingekauft“ (lacht). Und wir überlegen auch schon, ob Lucia nächstes Jahr nochmal für ein paar Wochen hierherkommen kann. Von daher haben wir jetzt erstmal nicht vor, noch mehr Gastkinder aufzunehmen. Denn wenn Lucia uns erhalten bleibt und auch ihre Schwestern vielleicht irgendwann mal kommen, reicht uns das.

 

Sie haben die ganze Zeit bis jetzt als sehr problemlos und einfach beschrieben. Gab es da je Schwierigkeiten und haben Sie Tipps für Familien, die auch planen, ein Gastkind aufzunehmen?

Probleme kann es mit Sicherheit viele geben. Das kommt natürlich auch auf das Land an und die kulturellen Unterschiede, bei denen man vielleicht etwas Aufklärarbeit leisten muss. Das war bei uns kein Problem, wir hatten echt keine Schwierigkeiten. Wir haben quasi schon ein fertiges, wohlerzogenes Kind gekriegt (lacht). Sie hat immer ihr Bett gemacht, nie verschlafen, nie laut Musik gehört, nie gemault, immer im Haushalt geholfen und direkt ihre Hausaufgaben gemacht. Ich hatte schon etwas gehofft, dass sich meine Kinder davon etwas annehmen werden!

Lucia hat nur immer gesagt „die Deutschen essen zu viel“, als sie die ganzen fünf Mahlzeiten pro Tag mit uns mitessen musste. Das ist in Spanien ja anders.

 

Glauben Sie, dass sich durch Lucia auch in ihrem Alltag etwas verändert hat, was Sie in Zukunft beibehalten möchten?

Nein, ich glaube dazu sind wir zu sehr in unserem Alltagstrott. Eigentlich bleibt alles so, wie vorher. Außer, dass unsere Sommerurlaube jetzt in Spanien gesichert sind (lacht). Da werden wir dann vielleicht nicht ganz so viel wandern gehen.  

 

Konnten Sie Lucia auch aktiv bei ihrem Deutschlernen begleiten?

Ja, das ist über die Zeit auch wirklich gut geworden, finde ich. Am Anfang war das noch mehr ein Deutsch-Englisch Mix aber dann haben wir ganz viele Vokabeln geübt und sind beispielsweise einmal den ganzen Haushalt von oben nach unten durchgegangen. So ging das echt gut.

Außerdem haben wir sie auch oft verbessert, falls der Satzbau oder die Artikel mal falsch sein sollten. Das ist aber wirklich ziemlich gut geworden, für die drei Monate hier. Vor allem, weil sie jetzt auch diese fließende Umgangssprache versteht, das ist echt enorm.

 

Lucia, hast du da Tipps für andere, die ins Ausland wollen oder generell eine neue Sprache lernen? Was waren deine Methoden?

Ich habe mir einfach immer, wenn ich eine neue Vokabel und Sätze gehört habe, sie aufgeschrieben und dann gelernt.

Gastmutter (lachend): „Ella no es tonta!“ Das heißt, „sie ist nicht dumm“. Einige Vokabeln konnten also selbst wir mitnehmen!

 

Schulreporterin Fine