Seit Beginn dieses Schuljahres besuchen Bianca, André und Felipe, drei brasilianische Gastschüler von der Deutschen Schule in São Paulo unsere 10. Klassen.
Doch wie sieht das Leben aus, wenn man in so jungem Alter ein neues Land entdeckt? Und welche ersten Eindrücke hat das für uns so heimische Schwerin wohl vermittelt?
Um diesen Fragen nachzugehen, haben wir, die Schulreporter der 11. Klassen, uns einmal mit Bianca und den beiden Jungen zusammengesetzt und uns darüber unterhalten.
Als erstes fragten wir sie, warum die drei denn ausgerechnet einen Schüleraustausch nach Deutschland machen wollten. Für sie ist die Antwort eindeutig, da sie alle ihren Wortschatz verbessern möchten. Felipe bekommt durch den Schüleraustausch einen tieferen Einblick in das Leben in Deutschland, die Sprache und die Kultur. Dieses hilft ihm sehr, denn er würde gerne nach seinem Abitur in Deutschland studieren. André nutzt das halbe Jahr in Deutschland, um sich sprachlich viel mehr weiterzuentwickeln und somit in ein paar Jahren einen sehr guten Schulabschluss erreichen zu können.
Da die drei aus der Millionenstadt São Paulo kommen, wollten wir wissen, wie Felipe, Bianca und André unser kleines Schwerin finden. Ihr erster Eindruck war positiv. Sie finden unsere Landeshauptstadt schön und ruhig und sind vor allem von unserem Schloss begeistert.
An ihrem ersten Schultag am Fridericianum Schwerin waren alle drei aufgeregt und schüchtern, da sie an eine neue Schule kamen, in der sie noch niemanden kannten. Besonders für André und Felipe war es schwierig, Freunde zu finden. Inzwischen aber wurden sie von ihren Klassenkameraden akzeptiert. André fühlt sich nun als ein Teil seiner Klasse, berichtete er uns. Auch Felipe kommt jetzt mit seinen Mitschülern klar. Er sagte uns stolz, dass er nun auch neue Freunde gefunden hat. Bianca wiederum wurde von Anfang an von ihrer Klasse akzeptiert und von ihren Mitschülern in das Klassengeschehen integriert.
Dennoch fällt ihnen der Unterricht auch schwer, denn sie verstehen in manchen Fächern nicht, was mit den Fachbegriffen gemeint ist. Zum Glück gibt es aber Lehrer, die den drei Brasilianern alles in Ruhe erläutern, ihre Fragen beantworten und die Fachbegriffe erklären. Natürlich gibt es auch Lehrer, von denen Bianca, André und Felipe nicht ganz so aktiv unterstützt werden.
Wir fragten sie, in welchen Fächern genau sie nicht so gut im Unterricht mitkommen. André hat Schwierigkeiten im Deutschunterricht, da dort das Werk „Faust“ von Goethe behandelt wird. Das können wir nachvollziehen, da wir und unsere Mitschüler genauso Schwierigkeiten bei diesem Werk hatten. Felipe tut sich mit dem Philosophieunterricht besonders schwer, weil er den Sinn dahinter nicht wirklich verstehen kann.
Natürlich haben unsere Austauschschüler auch Lieblingsfächer. Neben Sport, was alle drei mögen, mag Bianca noch den Biologieunterricht, Chemie und auch Mathe. Felipe freut sich besonders auf den Physikunterricht, da ihn die Experimente begeistern, welche im Unterricht durchgeführt werden. André macht es Spaß, mit Zahlen zu arbeiten, deshalb mag er den Matheunterricht.
Auch stellt sich die Frage, wie man als Gastschüler seine Freizeit verbringt, wenn man sich noch nicht mit dem Schweriner Freizeitangebot auskennt. Bei keinem der drei scheint nach der Schule große Langeweile aufzukommen. Zum einen gehen sie gerne zusammen spazieren. Das bietet ihnen die Möglichkeit, sich über ihre Erfahrungen in Deutschland auszutauschen und Portugiesisch – die Sprache ihrer Heimat – zu sprechen. So können sie für sich daraus hoffentlich das Gefühl gewinnen, nicht völlig allein und in der „Fremde“ zu sein. Von ihren Spaziergängen abgesehen, treffen sich André und Felipe auch im Verein zum Tischtennisspielen. Ebenso betätigt sich Bianca nach der Schule sportlich. Sie spielt nicht nur Handball, sondern nimmt auch jeden Freitag an einem Tanzkurs mit Schülern aus ihrer Klasse teil.
Möchte man sich mit einem anderen Land beschäftigen, gehört das Essen wohl zu den wichtigsten Aspekten, weshalb wir jeden der drei nach ihren Lieblingsgerichten fragten. André scheint Bratwurst zu lieben und sagt kurz und bündig zu ihr: „sehr stabil“. Allerdings betonte er, keinen Döner zu mögen, woraufhin ihn Felipe verwirrt, wenn nicht sogar schockiert anguckte. Bianca beantwortete unsere Frage zunächst nur mit einem trockenen „Alles“ und legte sich dann auf Klöße als eines ihrer Lieblingsgerichte fest.
Auch wenn den Gastschülern das deutsche Essen schmeckt, fehlt ihnen natürlich auch das brasilianische. Als wir sie dann fragten, was sie denn noch aus Brasilien vermissen würden, konnten sich alle drei auf das Nachtleben einigen. Für sie sind die abendlichen Aktivitäten in Brasilien sehr viel belebter und vielfältiger als in Schwerin. Bianca meinte hierzu noch, die Menschen in Brasilien seien aktiver und am Wochenende gebe es mehr Partys. Auch stellte Bianca gleich klar, dass ihr das deutsche Herbstwetter nicht besonders gefällt und dass sie die brasilianische Sonne vermisst. Auch wenn wir an unser Wetter gewöhnt sind, können wir dieses Gefühl nur allzu gut nachvollziehen.
Zuletzt hat uns interessiert, ob die drei ihren halbjährigen Aufenthalt in Deutschland weiterempfehlen würden. Dies bejahten sie alle. So können unsere Gäste hier natürlich ihre Deutschkenntnisse verbessern und im Alltag anwenden. Gleichzeitig schien für alle noch weitaus wichtiger zu sein, dass jeder von ihnen bereits jetzt schon sehr viel selbstsicherer und selbstständiger geworden ist, als er oder sie es noch vor einigen Monaten in Brasilien waren. Ihr Aufenthalt in Deutschland ist bislang also eine gute und wertvolle Erfahrung für sie gewesen.
Dank der typisch brasilianischen Herzlichkeit und Offenheit der drei konnten wir uns ein Bild ihres Schweriner Alltags machen und wir hatten alle großen Spaß an unserem Gespräch.
Schulreporter Jan, Pepe und Rötger