Freitag, 3. Block, Chemie, 12:04 Uhr.
Die Schulklingel gongt kurz und über die Lautsprecher ertönt in dringlichem Tonfall die Stimme unserer Schulsekretärin Frau Hartig: „Ein Schulsanitäter sofort in Raum 219, ein Schulsanitäter bitte in Raum 219.“ Unsere Mitschülerin Josie springt von ihrem Platz auf, lässt alles stehen und liegen und eilt zu besagtem Ort. Der Unterricht läuft einfach weiter, als wäre nichts gewesen, nur mit einem Mann, besser gesagt einer Frau, weniger.
20 Minuten später klopft es an der Tür, unsere Schulsanitäterin ist zurück, wäscht sich nur kurz die Hände und nimmt wieder am Unterricht teil, als wäre nichts gewesen.
Natürlich erfährt man nicht, was gerade passiert ist, ob es ein einfacher Schnitt oder eine Platzwunde war. Doch Hochachtung vor dieser Leistung, in Sekundenschnelle von der Schülerin im Chemieunterricht zur Schulsanitäterin zu wechseln, hat jeder im Raum.
Am Freitag, 3. Block, Chemie, 12:24 Uhr!
An Schulen kann immer etwas passieren: ob es sich nur um Übelkeit, einen Sturz oder um Schnittverletzungen handeln mag, es ist gut und beruhigend, wenn man jemanden hat, der die Situation betreuen und Wunden behandeln kann. Dafür sind an unserer Schule die Schulsanitäter da. Sie haben eine wichtige Rolle im Schulalltag, denn wenn etwas passiert, sind sie zur Stelle und können helfen.
Jeden Tag erkennt man sie, an ihren leuchtenden Westen, auf dem Pausenhof. Um auf alle Notfälle vorbereitet zu sein, wird ihr Einsatz in einem Wochenplan organisiert.
Um einen Einblick in die Aufgaben eines Schulsanitäters zu bekommen, haben wir ein Interview mit vier Schulsanitätern geführt. Zita, Josi, Mathilda und Moritz aus der 12. Klasse haben uns einige Fragen beantwortet.
Wie kamt ihr dazu, bei den Schulsanitätern mitzumachen?
Zita: „Als ich mich zufällig im selben Raum wie mein Bruder aufhielt, der schon bei den Schulsanitätern mitmachte, hat mich Frau Scheibel gefragt, ob ich nicht auch einmal beim Training dabei sein möchte. Von da an war ich bei den Schulsanitätern, also seit der 5. Klasse“
Josi: „Zita hatte mir davon erzählt und ich finde den Bereich eh spannend, deshalb bin ich dann einfach mal mit zum Training gegangen.“
Und wie lange seid ihr denn schon bei den Schulsanitätern?
Mathilda: „Seit Anfang der 8. Klasse.“
Josi: „Ich bin seit Dezember 2018 dabei, also auch schon 4 Jahre.“
Also seid ihr alle schon recht lange dabei. In der Zeit habt ihr bestimmt so einiges darüber gelernt, wie man Menschen helfen kann. Könnt ihr einige Beispiele dafür nennen, was man sich als Schulsanitäter aneignet?
Mathilda: „Also wir lernen eigentlich alles, was man als Ersthelfer so machen kann, von der Wundversorgung bis zur Wiederbelebung.“
Josi: „Erste Hilfe ist ja auch nicht nur das Medizinische, sondern hat auch viel mit der Verbesserung von Menschenkenntnissen und dem zwischenmenschlichen Umgang zu tun.“
Könnt ihr sagen, bei welchen Einsätzen ihr helfen müsst?
Zita: „Generell kann man sagen, dass glücklicherweise nicht so oft etwas passiert, aber wenn, dann sind es meistens kleine Sachen.“
Josi: „Ich denke Übelkeit und Kopfschmerzen machen die Masse aus und ab und zu noch ein paar Schüler, die Schnittverletzungen oder Schürfwunden haben. Sehr selten passieren Vorfälle, bei denen wir den Rettungsdienst rufen müssen.“
Habt ihr eine feste Aufteilung, wer wann Dienst hat und sich um die Sicherheit im Schulgebäude sowie auf dem Schulhof kümmert?
Mathilda: „Ja, ich mache für jeden Monat einen neuen Dienstplan. Jede Woche wechselt die Aufsicht, sodass alle Sanis einmal pro Monat Dienst haben. Es sind 2 Leute für den Innendienst und 2 für den Außendienst eingeteilt. Ich plane dann noch je einen Stellvertreter ein, falls jemand ausfallen sollte.“
Schulsanitäter zu sein, das ist bestimmt nicht immer ganz einfach, fallen euch Nachteile oder Schwierigkeiten ein?
Zita: „Da fällt mir eigentlich nur ein, dass man sehr viel Zeit reinstecken und den Dienst auch gewissenhaft machen muss, um am Ende auch Schüler wirklich behandeln zu können.“
Mathilda: „Es wäre natürlich nicht so gut, wenn man Schulsanitäter sein möchte, aber kein Blut oder Erbrochenes sehen kann, weil man dann selber umkippen würde.“
Josi: „Zudem muss man noch mit der Verantwortung klarkommen, wenn man einen nicht alltäglichen Fall hat. Dann ist es kein Training mehr, sondern Realität. In dieser Stresssituation muss man ruhig bleiben und die richtigen Entscheidungen treffen können.“
Was gefällt euch an den Schulsanitätern besonders gut?
Mathilda: „Es reicht, dass man Mitmenschen helfen kann. Das Gefühl, wenn es der Person danach wieder besser geht, ist der beste Grund um Schulsanitäter zu werden.“
Josi: „Man bekommt bei regelmäßiger Teilnahme zum Beispiel auch die Erste-Hilfe-Bescheinigung, die man für den Führerschein braucht. An sich ist die Sanigruppe eine tolle Truppe und es macht Spaß, mit den Leuten zusammenzuarbeiten. Außerdem finden Schulsanitätswettkämpfe des DRK statt, an denen wir als Sani-Team des Fridericianum bisher sehr erfolgreich teilgenommen haben.“
Gibt es außer den Schulsanitätswettkämpfen des DRK noch andere Veranstaltungen, bei denen ihr euch beteiligt?
Zita: „Wir sind am „Tag der offenen Tür“ und natürlich auch bei unserem Schulsportfest einsatzbereit. Ab einem gewissen Alter kann man über die Bereitschaft des DRK auch bei anderen Sportveranstaltungen oder größeren Events wie den Schlossfestspielen mithelfen.“
Wie wird das alles denn überhaupt organisiert?
Moritz: „Frau Karin Hoffmann vom DRK hat unser Sani-Team ins Leben gerufen. Sie kommt auch noch alle 2 bis 4 Wochen zu uns und leitet das Training. Ich selbst bin seit 3 Jahren in der Gruppe und nehme natürlich am Training teil. Aber ich kläre auch viel mit der Schulleitung, bezüglich der Materialbestellung, der Rahmenbedingungen für das Training unter Beachtung der Corona-Schutzmaßnahmen oder der Einsätze bei Schulevents. Manchmal übernehme ich auch die Leitung des Trainings stellvertretend für Josi oder Mathilda.“
Gab es denn schon Situationen in eurem persönlichen Alltag, in denen ihr mit euren Fähigkeiten anderen Menschen helfen konntet?
Josi: „Ich kam glücklicherweise außerhalb der Schule noch nie in diese Situation.“
Zita: „Ja, ich konnte schon Leuten mit Kreislaufproblemen helfen oder habe jemandem einen Verband angelegt.“
Moritz: „Ich kam mal zur Haltestelle „Schlossblick“ und da lag eine gestürzte Radfahrerin. Ich bin dann mit 2 Leuten hingegangen und habe sie erstmal hingesetzt und beruhigt. Am Kopf hatte sie eine Platzwunde, doch ich hatte kein Verbandszeug mit. Zum Glück kam aber auch direkt eine Anwohnerin mit Verbandskasten raus. Da außer mir keiner wusste, wie man richtig einen Verband anlegt, haben 2 jüngere Schüler, die auch auf den Bus gewartet haben, zu mir gesagt, ich solle das machen, da ich Schulsanitäter bin. Schlussendlich habe ich ihr den Verband dann angelegt und mit ihr noch auf das Eintreffen des Rettungswagens gewartet.“
Vielen Dank für die ausführlichen Antworten und natürlich auch dafür, dass ihr für eure Mitmenschen, Schüler, Lehrer und Passanten da seid.
Übrigens, interessierte Schülerinnen und Schüler können bei uns schon ab der 5. Klasse im Rahmen des Ganztagsangebotes am Training der Schulsanitäter teilnehmen.
Schulreporter Arthur und Florian