Nach den vielfältigen Einschränkungen durch die Coronazeit konnte am Freitag, 02.12.2022, auch endlich wieder ein interessantes Projekt für die siebten Klassen realisiert werden: Der traditionelle Lateintag, für den sich alle Lateinlehrerinnen und -lehrer immer etwas ganz Besonderes für die Schülerinnen und Schüler überlegen.
Frau Briesemeister gab ihren Schülern die Möglichkeit, mehr über das Spielen in der Antike zu erfahren und sich selbst vielleicht wie in einer kleinen Olympiade zu fühlen. Neben verschiedenen Ballspielarten – wie dadatim ludere und raptim ludere – spielten die Siebtklässler vor allem wie die römischen Legionäre mola rotunda. Hierbei handelt es sich um eine Variante des Spiels Mühle, das traditionell mit Nüssen und einem Spielfeld aus Tierleder gespielt wird. Ein „Sorry an alle Veganer“ konnte sich dabei ein Schüler nicht verkneifen.
Den antiken Alltag hat auch die Gruppe von Herr Bütje wieder aufleben lassen. So haben die angehenden Köche ein Drei-Gänge-Menü wie im alten Rom zubereitet. Mit Piniencreme gefüllte Eierhälften wurden auf Tellern angerichtet. Dazu gab es selbstgebackenes Weizenmehlbrot, denn Weizen war damals die Hauptnahrungsquelle. Den Abschluss bildeten die sogenannten Globuli. Das sind kleine Kugeln aus Weizengrieß, die man mit Honig überzieht. Das Essen hat nicht nur äußerst gut gerochen, sondern muss auch sehr gut geschmeckt haben, denn bei der Vorstellung der Projekte hat sich jeder gern bedient.
Mythen sind ein zentraler Teil der antiken Welt, dementsprechend hat sich auch das Projekt von Frau Heck mit Verwandlungsmythen beschäftigt. Im Zentrum stand hier die Geschichte von Dädalus und Ikarus, der aus eigener Hybris der Sonne zu nahekommt und dann die fatalen Konsequenzen tragen muss. Diesen Mythos haben die Schüler in Form von selbst gemalten Bildern neuinterpretiert. Dabei kam es zu sehr interessanten Ergebnissen, zum Beispiel zu einem Kommentar zur Klimakrise.
Einen breiter gefächerten Überblick über die Mythologie der Antike erhielten die Schüler bei Herr Matzanke. Nicht nur lernten sie hier den Unterschied zwischen den griechischen und römischen Göttern kennen, die Schüler beschäftigten sich auch mit eigens ausgedachten Göttern. Hoffentlich war auch die eine oder andere Gottheit dabei, die angehenden Latein- und Griechisch-Schülern zur Seite steht.
Mythologisch ebenso bedeutsam sind die Irrfahrten des Odysseus. Ein Thema das Frau Bibow-Grebe mit ihrem Projekt neu aufarbeiten ließ. Mit einem speziellen Computer- Programm konnten die Teilnehmer hier einen Comic zu einem bestimmten Ausschnitt der Odyssee oder ein Filmplakat über das ganze Epos erstellen.
Ähnlich kreativ war das Projekt von Frau Cords. In der Form des Mosaiks haben die Schüler hier ihre künstlerische Schaffenskraft mit vielfältigen Farben und Mustern ausleben können.
Dem Aspekt der Sprachen haben Herr Dr. Dietsche und seine Schüler größeres Augenmerk zugewiesen. Auf spielerische Art und Weise wurde das Alphabet des antiken Griechenlands kennengelernt und die Ursprünge vieler heute noch benutzten Wörter aufgezeigt.
Auch das Projekt von Herrn Roettig beschäftigte sich mit Sprachhistorie. Insbesondere ging es hierbei um die Entstehung der Schrift, die in den ersten Wandmalereien auszumachen ist. Auch stand im Zentrum des Projekts, sich ein wenig in die Rolle eines Schülers aus dem antiken Rom hinzuversetzen. So bastelten die Schüler nicht nur ihre eigenen Wachstafeln, sie lernten auch den richtigen Umgang damit. Dazu zählte, wie man mit dem stylus schreibt und wie man unter Anwendung von Wärme das Geschriebene wieder entfernt.
Ein Highlight des Tages war auch das von Frau Dr. Rink organisierte Theaterstück, in dem Schüler aus unserem Jahrhundert in das antike Rom reisen und die dort herrschenden Gepflogenheiten kennenlernen. Von Zuchtstrafen in der Schule über Tuniken bis zu ganzen Dialogen auf Latein, war die Mühe, die sich die jungen Schauspieler gemacht haben, mehr als deutlich zu erkennen. Das antike Schülerleben wurde so greifbar und humorvoll inszeniert, dass sich die Darsteller vor dem enthusiastischen Applaus ihrer Mitschüler kaum retten konnten.
Gegen Ende des Lateintages hielt Frau Patricia Kaufmann von der Universität Rostock einen Vortrag über die Frage, warum wir uns heute noch mit den antiken Sprachen auseinandersetzen sollten. So leiten sich diverse noch bestehende philosophische Gedanken aus der Antike ab. Wenn sich also Philosophen wie Seneca und Platon die Frage stellen, ob man Angst vor dem Tod haben sollte, ist das natürlich auch für uns sehr aktuell und bedeutsam.
Wir als Weltgemeinschaft stehen insofern in der Tradition der Antike, dass das alte Griechenland als die Geburtsstätte unserer Demokratie gilt. Politische Problemen, denen wir uns heute stellen müssen – beispielsweise Populismus – musste man sich auch damals stellen. Ganz zu schweigen von dem gigantischen Einfluss der Antike auf unsere Kunst und unsere heutigen Sprachen.
Abschließend kann man sagen, dass der Lateintag ein voller Erfolg war und antike Sprachen und Kulturen für unsere siebten Klassen lebendiger werden ließ. Da der Lateintag nun wieder regelmäßig stattfindet, dürfen sich auch die kommenden Siebtklässler auf diesen Tag freuen.
Schulreporter Jan