Geschichte hautnah – Ein Besuch in der KZ-Gedenkstätte Neuengamme

Die Schule ist ein Ort zum Lernen. Wir lernen Mathematik und Biologie oder eben auch Geschichte. Wir lernen die Fakten und lesen die Quellen, um letztendlich der historischen Wahrheit näher zu kommen. Manchmal aber braucht es für die Offenlegung schmerzlicher Wahrheiten mehr als ein Schulbuch. Aus diesem Grund ist an unserer Schule für gewöhnlich eine Gedenkstättenfahrt zu einem Konzentrationslager für alle Schüler der Sekundarstufe I vorgesehen. Aufgrund der Corona-Pandemie musste diese aber in unserem Jahrgang ausfallen. Jetzt ist es dank dem Engagement von Herrn Bütje jedoch gelungen, diesen Besuch im Rahmen des Geschichtsunterrichts der zwölften Klassen nachzuholen. Anne aus dem Leistungskurs Geschichte hat als Gastreporterin diesen Tag für uns näher begleitet.

Am 08. Dezember 2022 traf sich unser gesamter Jahrgang um 9.50 Uhr vor dem Hauptbahnhof in Schwerin, um dann gemeinsam nach Hamburg zur KZ Gedenkstätte Neuengamme zu fahren. In der Gedenkstätte angekommen, wurden wir in 5 Gruppen aufgeteilt und jeder Gruppe wurde ein Guide zugeteilt. Meine Gruppe startete mit einer kurzen Betrachtung des Innenhofes, bevor es dann in die Ausstellung ging. Dort hatten die Schüler die Möglichkeit, die Ausstellung alleine und auf ganz individuelle Weise zu erkunden. Die Ausstellung beinhaltete unter anderem zahlreiche Berichte sowie originale Besitztümer, wie z.B. Schmuck von Inhaftierten. Auch erfuhren wir eine Menge über die damals herrschenden Arbeits- und Lebensbedingungen. Nach einer 40-minütigen Pause sollte es für uns im Außenbereich weitergehen. Zunächst machten wir uns auf den Weg zu dem Lager der SS. Dort diskutierten wir angeregt über die Tätigkeiten und das Moralempfinden der zuständigen Soldaten. Dadurch, dass wir leider nur wenig Zeit vor Ort hatten, konnten wir nicht jedes Gebäude besuchen und entschieden uns letztlich für das Klinkerwerk. Zu unserem Bedauern war dieses jedoch aus technischen Gründen geschlossen. So blieb allerdings noch Zeit für die Schüler, die letzen ungeklärten Fragen zu stellen, bevor wir unsere Führung bei dem Mahnmal beendeten. Unsere Geschichtslehrer hatten im Vorfeld noch einige Blumenkränze organisiert, welche wir am Mahnmal niederlegten. Im Anschluss sagte unser Mitschüler Oskar noch einige kurze Worte und wir beendeten die Führung mit einer Schweigeminute.

Im Nachhinein kamen wir alle zu dem Ergebnis, dass, obwohl wir bereits sehr viel im Unterricht über dieses Thema und die Verbrechen der Nazis gelernt hatten, es nochmal ein ganz anderes Gefühl war, tatsächlich auf dem Boden zu stehen, auf dem Tausende ihr Leben verloren. Viele meiner Mitschüler berichteten auch, dass ihnen ein wenig mulmig war, betonten aber gleichzeitig wie wichtig es ist, dass diese Menschen und ihre Geschichte nicht vergessen werden. Auch in der nächsten Geschichtsstunde bestand noch viel Gesprächsbedarf. Wir sind uns jedoch alle einig, dass jeder Schüler wenigstens einmal eine Gedenkstätte besucht haben sollte und wir sind dankbar, dass dies für uns nach langer Zeit wieder möglich war.