Vielleicht waren es die letzten Sonnenstrahlen des Tages, vielleicht auch die Scheinwerfer, als am 30. März 2023 um 19 Uhr in der Aula des Gymnasiums Fridericianum die ersten Töne erklangen und die Bühne in eine fesselnde Lichtstimmung getaucht war.
Es spielten Friederike aus der 12. Klasse und Annegret Siedel von Bell’arte Salzburg, einem österreichischen Ensemble, das sich in seiner Leidenschaft für Salzburger Komponisten zusammengefunden hatte und am Tag darauf auch in der Propsteikirche St. Anna auftrat. „Der für uns im Garten Blut geschwitzt hat“ lautete das Stück, die sechste der von Heinrich Ignaz Franz Biber (1644-1704) komponierten Rosenkranzsonaten. Diese standen so wie Biber selbst im Mittelpunkt des Abends.
Zur Begrüßung richtete unser Schulleiter Herr Dr. Dietsche einige Worte an das Publikum, das aus Lehrern, Schülern, Eltern und anderen Interessierten bestand. Er machte auf den zeitlichen Kontext der Biber-Kompositionen aufmerksam, die in den Barock fallen. Eine Zeit geprägt von Eindrücken des Dreißigjährigen Krieges, des Hungers und Todes, also eine Zeit menschlichen Leidens.
Es folgten zwei umfangreichere Schüler-Vorträge. Der erste, dank zweier Schüler der 9. Klasse und unter der Anleitung durch Herrn Jäschke entstanden, beleuchtete den Kontext der Rosenkranzsonaten zum Christentum. Die Sonaten seien dementsprechend als Ausdruck einer spirituellen Wahrheit vom Leiden Jesu Christi bei seiner Kreuzigung zu verstehen. Jesus, der Messias, der König der Juden, Befreier der Unterdrückten – in seiner Leidensgeschichte lässt sich eine bewegende Sehnsucht der Menschen nach Erlösung vom menschlichen Leid erkennen. Eine Sehnsucht, die zur damaligen Zeit viel Anklang fand, genauso wie auch heute. So sammelte die UNICEF-Gruppe am Ausgang Spenden für die Geflüchteten des Ukraine-Krieges.
Im zweiten Vortrag stellten uns Schüler der 10. Klasse unter Anleitung von Frau Jentsch unterschiedliche Schilderungen Jesus‘ letzter Stunden vor. Diese verbringt er – um zum Anfang zurückzukehren – im Garten Gethsemane „Blut schwitzend“. Von Gott scheinbar verlassen, weiß er um die Unabwendbarkeit seines Schicksals und doch ringt er mit sich selbst.
Die zweite Hälfte des Abends war einer spielerischen Annäherung an Bibers Musik gewidmet. In pointierten Theaterszenen trat Frau Goldenbaum als von ihrem Chor frustrierte Chorleiterin auf, es wurden uns die musiktheoretischen Hintergründe zu den Sonaten erklärt und Heinrich Ignaz Franz Biber traf auf einen Namensvetter: Justin Bieber. Zur Musik von letzterem tanzten auch Schüler der 10. Klasse unter Anleitung von Frau Viole. Zwischen den Szenen sang der Chor, unter anderem ein Volkslied aus dem 16. Jahrhundert und einen Choral von Johann Sebastian Bach.
Nachdem der Chor dann doch noch ganz anständig gesungen hatte, sich zwei Schüler zum Besuch des morgigen Konzerts entschlossen und sogar Franz Biber und Justin Bieber sich vertragen hatten, spielte noch einmal Bell’arte Salzburg. Mit der achten Rosenkranzsonate und einer weiteren Tanzeinlage in Barockkostümen wurde dann das Publikum in den Abend entlassen.
Zum Ausklang boten Schüler der Jahrgangsstufe 12 ein an Speisen und Getränken sehr vielfältiges und ansprechendes Buffet an, dessen Einnahmen zugunsten des Abiballs verwendet werden.
Wer an diesem Abend dort war, der wird auch ein kleines Programmheft erhalten und dann vielleicht auch die Danksagungen gelesen haben. Die Liste ist lang und der große Aufwand, der in diesen Abend geflossen ist, war in jeder Minute zu spüren.
Wir dürfen also dankbar sein, dass die Beteiligten selbst noch kein Blut geschwitzt haben. Passion meinte früher nur die Leidensgeschichte Jesus‘, heute beschreiben wir mit diesem Wort auch Leidenschaft. So dass ich nicht anders kann, als diesen Abend eine „Passionsgeschichte“ zu nennen.
Schulreporter Jan