Als bekannt wurde, dass es am 22.09.2023 einen Wandertag gibt, hatte wohl niemand geahnt, was es sein würde. Unser Tutor und Geschichtslehrer Herr Milde lüftete das Geheimnis schließlich. Es sollte einen Ausflug zu einem geschichtlichen Thema geben - dem Herbst 1989.
Doch was passierte eigentlich im Herbst 1989? In der ehemaligen DDR war die Zufriedenheit der Bevölkerung niedrig und alles strebte nach Veränderung. Aus diesem Grund wurde am 2. Oktober 1989 das „Neue Forum“ für den Bezirk Schwerin gegründet. Und zwar in der Paulskirche, da diese nicht von der Polizei betreten werden durfte. Die friedlichen Montagsdemonstrationen, welche vom Neuen Forum in Schwerin ausgingen, begannen am 23. Oktober. Diesen Versammlungen schlossen sich immer mehr Menschen an, bis schließlich am 9. November 1989, also wenige Monate nach der ersten Demonstration in Schwerin, die Mauer fiel. Die Mauer, die einer Wiedervereinigung Deutschlands 28 Jahre im Wege gestanden hatte.
Der Wandertag, nein, die „Schnitzeljagd“ wie Herr Milde ihn deklarierte, begann um neun Uhr am Obotritenring 106 am Dokumentationszentrum des Landes für die Opfer der Diktaturen in Deutschland. Nach einer kurzen Belehrung durch Mitarbeiter dieses Zentrums begann unser Unterfangen. Hierzu wurden elf Tabletts ausgeteilt, die jeweils eine Karte mit diversen Wegpunkten angezeigten. Beim Erreichen der markierten Orte gab das Gerät Informationen über die Ereignisse in der unmittelbaren Umgebung im Herbst 1989 preis.
Der erste Stopp auf unserer Tour war die ehemalige Backstube in der Bäckerstraße wo die Frage gestellt wurde, wie viele Menschen sich dort zur DDR-Zeit im Sinne einer Protestaktion versammelten. Damals waren es dort etwa 1000 Menschen, sodass die Straße maßlos überfüllt war. Danach ging es für alle zur Paulskirche, wo wir viel Neues erfuhren und die Gelegenheit nutzten, ein Selfie zu machen. Als Nächstes hielten wir am Alten Garten, also direkt vor dem Mecklenburgischen Staatstheater. An dieser Stelle ließ die ehemalige DDR-Regierung eine Gegenveranstaltung durchführen, um die Unruhen in der Bevölkerung einzudämmen. Diese Vorgehensweise des Suchens und Findens einzelner Punkte zog sich durch den ganzen Wandertag, machte ihn nicht nur richtig aufregend und spannend, sondern die „Schnitzeljagd“ zu einem riesen Erfolg. Nach dem Abschluss dann begaben sich alle Schüler zurück zum Ausgangspunkt.
Dieser Wandertag bescherte uns eine neue Erfahrung: auf spielerische Art und Weise wurden uns die geschichtlichen Grundlagen zum Herbst 1989 in Schwerin nahegebracht. So konnten wir erkennen, dass selbst unser kleines Schwerin seinen Teil zum Mauerfall beitrug. Dies ist eine Erfahrung, die ich weiterempfehlen kann.
Schulreporter Tom